Die Faszination von erntefrischem, zartem Spargel direkt aus dem eigenen Garten ist kaum zu übertreffen. Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit einem Korb nach draußen und stechen Stangen, die so knackig und aromatisch sind, dass sie jede Supermarkt-Qualität weit in den Schatten stellen. Dieser unvergleichliche Geschmack, diese buttrige Zartheit – das ist der Lohn für jeden Gärtner, der sich diesem königlichen Gemüse widmet. Spargel anbauen ist zweifellos eine lohnende, aber auch eine langfristige Investition in puren Genuss und echten gärtnerischen Stolz.
Viele schrecken vor dem Aufwand zurück, doch mit dem richtigen Wissen und einer klaren Anleitung wird das Projekt zum Erfolg. Dieser professionelle Leitfaden begleitet Sie Schritt für Schritt – von der grundlegenden Planung und der Auswahl der richtigen Sorte über die sorgfältige Beetvorbereitung bis hin zur perfekten Erntetechnik. Wir zeigen Ihnen, wie Sie typische Fehler von Anfang an vermeiden und eine ertragreiche, gesunde Spargelkultur etablieren, die Ihnen über ein Jahrzehnt lang Freude bereiten wird.
Die Planung: Was Sie wissen müssen, bevor Sie Spargel pflanzen
Bevor der erste Spatenstich erfolgt, ist eine durchdachte Planung der Schlüssel zum Erfolg. Spargel ist eine Dauerkultur, die bis zu zehn Jahre oder länger am selben Ort verbleibt. Eine falsche Entscheidung am Anfang lässt sich später nur schwer korrigieren. Nehmen Sie sich also die Zeit, die folgenden Punkte sorgfältig abzuwägen.
Grünspargel oder Bleichspargel (weißer Spargel)? Eine wichtige Entscheidung
Die erste und vielleicht wichtigste Frage, die Sie sich stellen müssen, betrifft die Art des Spargels. Die Wahl zwischen dem grünen und dem weißen Edelgemüse hat weitreichende Konsequenzen für den Anbau und den späteren Arbeitsaufwand.
Der klassische weiße Spargel, auch Bleichspargel genannt, erhält seine vornehme Blässe, weil er vollständig unter der Erde wächst. Ohne Sonnenlicht kann er kein Chlorophyll bilden. Um dies zu erreichen, müssen Sie jedes Frühjahr hohe Erdwälle, die sogenannten Spargeldämme, über den Pflanzenreihen anhäufeln. Die Ernte ist aufwendiger, da die Stangen einzeln tief im Damm gestochen werden müssen, was Fingerspitzengefühl erfordert. Sein Geschmack ist dafür unübertroffen mild und zart.
Grünspargel hingegen wächst über der Erde und bildet durch den Kontakt mit dem Sonnenlicht seine kräftig grüne Farbe. Sein Anbau ist deutlich unkomplizierter, da das arbeitsintensive Anhäufeln der Dämme komplett entfällt. Die Ernte erfolgt durch einen einfachen Schnitt an der Bodenoberfläche. Geschmacklich ist Grünspargel intensiver, würziger und hat eine leicht nussige Note. Zudem enthält er durch die Photosynthese mehr wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin C und Carotin.
Tipp aus der Praxis: Für Garten-Einsteiger und alle, die einen pflegeleichteren Anbau bevorzugen, empfehle ich eindeutig Grünspargel. Der geringere Arbeitsaufwand und die robuste Natur machen ihn zur idealen Wahl für den Hausgarten. Wer jedoch den klassischen, milden Geschmack liebt und die gärtnerische Herausforderung nicht scheut, wird mit dem Anbau von Bleichspargel reich belohnt.
Die Wahl der richtigen Spargelsorte: Männlich oder weiblich?
Haben Sie sich für eine Farbe entschieden, geht es an die Sortenwahl. Hierbei ist ein Detail entscheidend: Spargelpflanzen sind zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Exemplare. Für den Gärtner ist dieser Unterschied von großer Bedeutung, denn weibliche Pflanzen bilden nach der Blüte rote Beeren aus, die Samen enthalten. Dieser Prozess kostet die Pflanze enorm viel Energie, welche dann im Folgejahr für die Bildung dicker, kräftiger Stangen fehlt.
Aus diesem Grund sind moderne Züchtungen fast ausschließlich rein männliche Hybridsorten. Sie produzieren keine Samen und stecken ihre gesamte Kraft in das Wachstum des Wurzelstocks, was zu einem signifikant höheren Ertrag führt. Aus meiner langjährigen gärtnerischen Erfahrung haben sich einige Sorten als besonders zuverlässig erwiesen. ‘Gijnlim’ ist eine sehr frühe und ertragreiche Sorte, die sich sowohl für den Grün- als auch für den Bleichspargelanbau eignet. Wer die Erntesaison verlängern möchte, ist mit der späteren Sorte ‘Backlim’ gut beraten, die für ihre dicken Stangen bekannt ist. ‘Avalim’ gilt als robuste und zuverlässige Sorte für den mittelschnellen Anbau.
Tipp für Liebhaber: Wenn Sie etwas Besonderes ausprobieren möchten, halten Sie Ausschau nach Purpurspargel-Sorten wie ‘Purple Passion’. Diese bilden violette Stangen, die besonders zart und süßlich sind und sogar roh im Salat gegessen werden können. Beachten Sie jedoch, dass sie beim Kochen ihre außergewöhnliche Farbe verlieren und grün werden.
Der ideale Standort und die Bodenvorbereitung
Spargel stellt klare Ansprüche an seinen Standort. Er ist ein Sonnenanbeter und benötigt einen Platz, an dem er den ganzen Tag über so viel Licht wie möglich tanken kann. Diese Energie, die er über sein feines Laub (das Spargelkraut) aufnimmt, speichert er in seinem Wurzelstock (Rhizom) für den Austrieb im nächsten Frühjahr. Ein schattiger Platz führt unweigerlich zu dünnen, kraftlosen Stangen.
Der Boden ist der zweite entscheidende Faktor. Perfekt ist ein leichter, sandiger und tiefgründiger Boden, der sich im Frühjahr schnell erwärmt und überschüssiges Wasser gut ableitet. Schwere, lehmige oder tonige Böden sind ungeeignet, da sie zu Staunässe neigen – dem größten Feind jeder Spargelkultur. In solch einem Milieu würden die Wurzeln faulen und die Pflanze unweigerlich absterben. Haben Sie schweren Boden, müssen Sie ihn großzügig mit grobem Sand und reifem Kompost verbessern. Ein solcher lockerer Boden ist übrigens auch die Grundvoraussetzung, wenn Sie erfolgreich Karotten pflanzen wollen. Der pH-Wert sollte im leicht sauren bis neutralen Bereich liegen, idealerweise zwischen 6,0 und 6,8.
Der Zeitplan: Geduld ist die wichtigste Zutat beim Spargelanbau
Wer erfolgreich Spargel anbauen möchte, braucht vor allem eines: Geduld. Es ist keine Kultur, die schnelle Erfolge liefert. Diese langfristige Perspektive von Anfang an zu verinnerlichen, ist entscheidend, um Enttäuschungen zu vermeiden und die Pflanze nicht zu überfordern.
Hier ist ein realistischer Zeitplan für Ihre Spargelkultur:
Jahr | Maßnahme | Ernte |
Jahr 1 | Pflanzen der Wurzelkronen im Frühjahr. Das Spargelkraut wachsen lassen, um ein starkes Wurzelsystem aufzubauen. | Keine Ernte! |
Jahr 2 | Die Pflanze weiter wachsen und kräftiger werden lassen. Gut pflegen und Unkraut entfernen. | Keine Ernte! |
Jahr 3 | Die Pflanze ist nun etabliert. Die erste, vorsichtige Ernte ist möglich. | Kurze Erntephase von ca. 2-3 Wochen. |
Ab Jahr 4 | Die Pflanze hat ihre volle Kraft erreicht. | Volle Erntesaison von bis zu 8 Wochen. |
Diese Wartezeit ist keine Schikane, sondern eine biologische Notwendigkeit. In den ersten beiden Jahren investiert die Pflanze ihre gesamte Energie in die Entwicklung eines massiven Wurzelstocks. Würde man zu früh ernten, würde man sie so sehr schwächen, dass sie sich nie wieder vollständig erholt und die Erträge in den Folgejahren gering ausfallen würden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So legen Sie Ihr Spargelbeet richtig an
Nach der sorgfältigen Planung folgt die praktische Umsetzung. Das richtige Anlegen des Spargelbeets ist das Fundament für eine erfolgreiche Ernte über viele Jahre.
Schritt 1: Das Beet vorbereiten (idealerweise im Herbst)
Die beste Zeit für die Vorbereitung des Spargelbeets ist der Herbst vor der Pflanzung. So hat der Boden über den Winter Zeit, sich zu setzen und die Nährstoffe können sich verteilen. Graben Sie einen etwa 30 bis 40 Zentimeter tiefen und 30 Zentimeter breiten Graben. Die ausgehobene Erde legen Sie daneben ab.
Nun folgt der wichtigste Schritt: die Bodenverbesserung. Die untere Schicht des Grabens wird tiefgründig mit einer Grabegabel gelockert, um Verdichtungen aufzubrechen. Anschließend füllen Sie eine etwa 10 Zentimeter dicke Schicht reifen Kompost ein. Dies versorgt die Pflanzen langfristig mit Nährstoffen und verbessert die Bodenstruktur nachhaltig. Ist Ihr Boden eher lehmig, ist jetzt der Moment, großzügig groben Bausand einzuarbeiten, um die Drainage zu verbessern.
Schritt 2: Spargel pflanzen (März bis April)
Im Frühjahr, meist von März bis April, ist die Pflanzzeit für die Spargel-Wurzelkronen gekommen. Auf dem Boden des vorbereiteten Grabens formen Sie nun im Abstand von etwa 30 bis 40 Zentimetern kleine Erdhügel. Auf diese Hügel setzen Sie die Spargelpflanzen, die aussehen wie eine Krake oder Spinne.
Wichtig: Breiten Sie die fleischigen Wurzeln vorsichtig und gleichmäßig nach allen Seiten über den Erdhügel aus. Die Knospen in der Mitte sollten nach oben zeigen. Achten Sie darauf, die empfindlichen Wurzeln nicht zu knicken oder zu beschädigen, da dies Eintrittspforten für Krankheiten sein können.
Der Abstand zwischen den Reihen sollte großzügig bemessen sein, mindestens 1,20 Meter. Dies gibt den Pflanzen genügend Platz für ihr ausladendes Kraut und erleichtert später die Pflege und Ernte. Nachdem die Pflanzen platziert sind, werden sie mit einer etwa fünf bis sieben Zentimeter dicken Schicht aus einer Mischung von Erde und Kompost bedeckt und leicht angegossen.
Schritt 3: Die Pflege in den ersten beiden Jahren
Die ersten beiden Jahre sind die entscheidenden Aufbaujahre für Ihre Spargelkultur. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das Beet konsequent unkrautfrei zu halten. Unkräuter konkurrieren mit den jungen Spargelpflanzen um Wasser, Nährstoffe und Licht und müssen daher regelmäßig gejätet werden.
Besonders in trockenen Phasen ist eine ausreichende Wasserversorgung wichtig, um das Anwachsen zu sichern. Während die Spargelpflanzen wachsen und die ersten grünen Triebe (das Spargelkraut) bilden, wird der Graben nach und nach mit der restlichen Erde aufgefüllt. Am Ende des ersten Jahres sollte der Graben wieder ebenerdig sein. Der wichtigste Grundsatz in dieser Zeit lautet: Das Spargelkraut darf unter keinen Umständen geschnitten werden! Es ist der Motor der Pflanze, der über die Photosynthese die Energie für das Wachstum des Wurzelstocks produziert.
Düngung, Ernte und Pflege für eine reiche Spargelsaison
Ab dem dritten Jahr beginnt die lang ersehnte Erntezeit. Um den Ertrag hoch und die Pflanzen gesund zu halten, sind eine gezielte Nährstoffversorgung und die richtige Ernte- und Pflegetechnik entscheidend, wenn Sie erfolgreich Spargel anbauen wollen.
Spargel richtig düngen: Die Nährstoffversorgung sichern
Spargel ist ein Starkzehrer und benötigt eine gute und ausgewogene Nährstoffversorgung. Gedüngt wird zweimal im Jahr. Die erste Düngung erfolgt im Frühjahr, kurz bevor die Triebe erscheinen, meist im März. Hier eignet sich eine Gabe reifer Kompost oder ein organischer Volldünger.
Die zweite, noch wichtigere Düngung erfolgt direkt nach dem Ende der Erntezeit am 24. Juni. Jetzt sammelt die Pflanze Kraft für das nächste Jahr. Eine Düngung mit einem kaliumbetonten Dünger (z.B. organischer Beerendünger) fördert die Winterhärte und die Bildung der Knospen für die nächste Saison.
Experten-Tipp: Vermeiden Sie eine übermäßige Düngung mit Stickstoff. Diese führt zwar zu üppigem Grün, macht das Pflanzengewebe aber weich und anfällig für Krankheiten wie den Spargelrost und Schädlinge wie die Spargelfliege. Weniger ist hier oft mehr.
Endlich ernten! Die Technik für zarte Stangen (ab dem 3. Jahr)
Der magische Moment ist gekommen! Sobald die Stangen im Frühjahr etwa 20 bis 25 Zentimeter lang und fingerdick sind, kann die Ernte beginnen.
Verwenden Sie für die Ernte ein spezielles Spargelmesser. Mit diesem langen, meißelartigen Messer stechen Sie tief in die Erde (beim Bleichspargel in den Damm) und schneiden die Stange etwa 20 Zentimeter unter der Oberfläche ab. Fahren Sie dazu vorsichtig an der Stange entlang nach unten, um den empfindlichen Wurzelstock nicht zu verletzen. Das entstandene Loch wird sofort wieder mit Erde verschlossen, um nachfolgende Triebe zu schützen.
Die Spargelsaison endet traditionell am Johannistag, dem 24. Juni. Diese Regel ist von entscheidender Bedeutung. Die Pflanze benötigt die verbleibende Zeit bis zum Herbst, um ausreichend Laub zu bilden und genügend Reservestoffe für die Überwinterung und den Austrieb im nächsten Jahr zu sammeln. Eine längere Ernte würde die Pflanze auslaugen und den Ertrag der Folgejahre gefährden.
Spargel schneiden und überwintern: Die Pflege nach der Ernte
Nach dem 24. Juni lassen Sie alle Triebe wachsen. Das feingliedrige Spargelkraut, das sich nun entwickelt, kann über einen Meter hoch werden und ist die Lebensversicherung Ihrer Kultur. Erst im späten Herbst, meist im Oktober oder November, wenn das Kraut vollständig gelb und trocken geworden ist, wird es bodennah abgeschnitten.
Entfernen Sie das Schnittgut sorgfältig aus dem Beet, da darin Krankheitserreger wie der Spargelrost überwintern können. Zum Schluss wird das Beet mit einer schützenden Schicht aus reifem Kompost oder Laub abgedeckt. Dieser Winterschutz dient nicht nur als Isolierung, sondern liefert auch langsam fließende Nährstoffe für den Start in die neue Saison.
Häufige Fragen und Probleme beim Spargelanbau
Auch bei bester Pflege können Probleme auftreten. Ein wachsames Auge hilft, Krankheiten und Schädlinge frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
Krankheiten und Schädlinge: Spargelrost & Spargelfliege im Griff
Der Spargelrost ist eine Pilzkrankheit, die sich durch gelbe, später rostbraune Pusteln am Spargelkraut zeigt. Vorbeugend hilft ein weiter Pflanzabstand für gute Belüftung. Befallene Triebe sollten sofort entfernt werden.
Die Spargelfliege legt ihre Eier in die Spitzen der Spargelstangen. Die Maden fressen sich im Inneren nach unten und bringen die Stange zum Verkrümmen und Absterben. Ein Kulturschutznetz, das im Frühjahr rechtzeitig ausgebracht wird, kann den Befall wirksam verhindern.
Mischkultur: Gute und schlechte Nachbarn für Spargel
Eine durchdachte Mischkultur kann das Wachstum fördern und Schädlinge fernhalten. Was sind Ihre Erfahrungen mit Pflanzpartnern im Gemüsebeet?
- Gute Nachbarn: Erdbeeren sind ein klassischer Partner, da sie den Boden beschatten und feucht halten. Auch Petersilie, Salat, Ringelblumen und Dill sind gute Gesellschaft. Eine weitere interessante Option ist es, in der Nähe Fenchel anzubauen, da dessen Duft einige Schädlinge fernhalten kann.
- Schlechte Nachbarn: Vermeiden Sie die direkte Nachbarschaft zu anderen Starkzehrern oder Pflanzen aus der Zwiebelfamilie wie Zwiebeln und Knoblauch. Auch Kartoffeln sind keine guten Partner, da sie um dieselben Nährstoffe konkurrieren.
Fazit
Spargel anbauen ist eine gärtnerische Disziplin, die Vorbereitung und vor allem Geduld erfordert. Der Weg von der Pflanzung bis zur ersten reichen Ernte ist lang, doch der Aufwand wird mit einem unvergleichlich köstlichen und frischen Gemüse belohnt, das in Qualität und Geschmack unübertroffen ist. Die richtige Standortwahl, eine sorgfältige und tiefgründige Beetvorbereitung und die Disziplin, in den ersten beiden Jahren auf eine Ernte zu verzichten, sind die fundamentalen Schlüssel zum Erfolg.
Mit dieser detaillierten Anleitung haben Sie das gesamte nötige Wissen an der Hand, um über ein Jahrzehnt lang Ihren eigenen Gourmet-Spargel zu genießen. Es ist ein Projekt, das nicht nur den Speiseplan bereichert, sondern auch eine tiefe gärtnerische Befriedigung schenkt.
Haben Sie Lust auf weitere Gartenprojekte bekommen? Viele weitere Tipps für Ihren Garten und Ihr Zuhause warten auf Sie!